Dunkles Erinnern

Seit 16 Jahren zeichnet der österreichische Maler Manfred Bockelmann großformatige (150/110cm) schwarz-weiße Portraits von Kindern und Jugendlichen, allesamt Opfer der Nazis. Diese Arbeit, Zeichnen gegen das Vergessen, ist eine Empathiemaschine und führt zugleich auf subtile Weise vor Augen, dass faschistisch Gesinnte letztendlich auch nicht davor zurückschrecken, auch die Unschuldigsten der Unschuldigen, die Kinder, zu ermorden. Daraus entwickelte sich ein grandioses, internationales Non-Profit-Projekt, das zu den weltweit meistgesehenen und meistdiskutierten eines lebenden österreichischen Künstlers zählt.

Dunkles Erinnern ist Spurensuche und Spurensicherung zugleich, erzählt von den Anfängen, den internationalen Stationen, von Begegnungen mit Überlebenden des Holocaust, von Rezeption und Wirkgeschichte. Das Buch ist reich bebildert, enthält Gastbeiträge der Wissenschaftler Peter Gstettner (jüdische Opfer) und Nadja Dangelmaier (Euthanasie), und des Künstlers Peter Wagner (Roma/Sinti), QR-Zugang zu zwei Kurzfilmen sowie eine entnehmbare, außergewöhnliche Zeitleiste, in der auch die Täter auf erschreckende Weise zu Wort kommen. Dank der sehr gelungenen formalen Lösung des vielfach ausgezeichneten Layouters Benjamin Hösel gilt Dunkles Erinnern mittlerweile als schönstes Buch über das hässlichste Thema.